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Starman (John Carpenter, USA 1984)

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StarmanDie Voyager Golden Record ist eine Datenplatte, die mit der Raumsonde Voyager in die Weiten des Universums gesendet worden ist. Mit ihrer Hilfe sollten Aliens von der Existenz der Menschheit erfahren. Extrem unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. John Carpenters „Starman“, der auf einem Drehbuch von Bruce A. Evans und Raynold Gideon beruht, spielt die Idee durch, was wäre wenn eine außerirdische Intelligenz die Einladung annimmt. Doch anders als in so vielen Science-Fiction-Filmen erweisen sich hier nicht die Besucher als feindlich, sondern die Menschheit als verdammt schlechter Gastgeber. Kaum angekommen, wird das UFO auch schon abgeschossen. Der „Starman“ an Bord überlebt, nimmt die Gestalt des verstorbenen Mannes (Jeff Bridges) von Jenny Hayden (Karen Allen) an und reist mit ihr quer durch die USA zu dem Ort, wo er in zwei Tagen wieder abgeholt werden soll. Und wie soll es anders sein: das Militär ist ihnen dicht auf den Fersen.

Da es niemand sonst so richtig tut, möchte ich hier eine Lanze für John Carpenters „Starman“ brechen, den ich nach einer Ewigkeit vor ein paar Tagen wieder einmal gesehen habe. Das Science-Fiction-Roadmovie, dem die typischen thematischen und stilistischen Erkennungsmerkmale des Regisseurs zwar fehlen, weiß nichtsdestotrotz zu überzeugen, weil es nämlich nicht nur ganz wunderbare, prägnante Momente (die Szene mit dem Baby!, herrliche Landschaftsaufnahmen), sondern auch inhaltlich einiges zu bieten hat. Dass der Mensch mehr ist als sein Körper, gehört zu einer häufig strapazierten Binsenweisheit des Wohlfühlkinos. Dass der Mensch wie jedes Lebewesen aber nun mal eben auch Körper ist und dass damit einiges zusammenhängt, wird gerne mal unter den Tisch gekehrt. Nicht umsonst besorgt sich das außerirdische Energiewesen in Carpenters Film erst einmal einen Körper, denn nur so kann es erleben, wie es ist ein Erdenbewohner zu sein und nur auf diesem Weg ist es in der Lage, eine Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Doch es sind nicht nur die Chancen der Körperlichkeit, welche die Geschichte vorantreiben, sondern auch ihre Tücken. Der Starman ist gefangen im Fleisch, unddas mit allen seinen Bedürfnissen – Hunger, Schmerzen und vor allem Liebe – die zwar nicht das Ziel, aber doch die Beschaffenheit seiner Reise bestimmen. Und für Jenny Hayden ist die Gestalt des Außerirdischen natürlich alles andere als nebensächlich. Dass er aussieht wie ihr verstorbener Mann ist anfangs natürlich vor allem ein Grund für Irritation, Angst und Misstrauen. Doch schon bald ist es gerade seine Gestalt, die ihr hilft, Vertrauen zu fassen und sich schließlich sogar zu verlieben. Mit Blick auf viele seiner anderen Filme frage ich mich, ob es vielleicht dieser Aspekt gewesen sein könnte, der Carpenters Interesse an dem Stoff geweckt hat – dass unsere Körper letztlich unsere Freiheitsgrade bestimmen, dass wir in gewisser Weise sogar ihre Gefangenen sind, weil sie bestimmen, was wir tun und empfinden können.

Aber ich will diesen Gedanken auch nicht überstrapazieren. Denn wie gesagt, dies ist ein Carpenter-Film der etwas anderen Art, einer in dem der Regisseur seine Vielfältigkeit und sein großes thematisches Spektrum unter Beweis stellt. Hier geht es nicht um Angst, es geht um Liebe, weniger um Zwänge denn um Möglichkeiten und nicht carpenter-typisch ums Gefangensein, sondern um Freiheit. „Starman“ gehört zu den seltenen Filmen, welche die schönen Seiten der USA zeigen, in denen es um Hilfsbereitschaft geht und um guten Kuchen. Er ist damit ein wenig wie ein Märchen, in dem der Außerirdische wie die gute Fee dem Menschen seine Wünsche erfüllt. Nach der Begegnung mit dem Starman sind alle, die es zugelassen haben, bereichert. Sie hatten die Chance, etwas zu lernen. Und auch er selbst hat zum Schluss, wenn er sich auf den Rückweg zu seinem Planeten macht, wertvolle Erfahrungen dazugewonnen.

Bild © Sony Pictures


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